„Das hier wirft uns nicht um“. So pushte Abwehrspieler Marcel Werner seine Teamkameraden unmittelbar nach Spielschluss in der Gästekabine in Neubrandenburg. Der SVT hatte soeben das Spiel gegen Hanse mit 3:1 verloren, zeigte aber über weite Strecken des Spiels eine gute Leistung.
Schwungvoll ging es auf dem Neubrandenburger Datzeberg los. Beide Mannschaften spielten bei sommerlichen Temperaturen flott nach vorne. Hanse war über die schnellen Außen Grapentin und Voß zu jeder Zeit gefährlich, Traktors Defensive oftmals einen Schritt zu spät. Es haperte bei den Gastgebern am finalen Pass, der oft zu ungenau gespielt wurde. Die dickste Chance vergab Christian Peter, der, von Grapentin mustergültig freigespielt, das Leder aus 5m über den Kasten jagte. Auch Traktor ließ sich in der Offensive immer wieder sehen und versuchte früh zu stören. Die größte Möglichkeit zur Führung hatte Rehländer auf dem Kopf, als er nach einer Binnenböseflanke, den Ball leider neben das Tor setzt. Insgesamt eine offene Partie, in der die Vorteile auf Neubrandenburger Seite lagen. Mit einem Remis zur Pause hätte Trainer Seidel mit Sicherheit gut leben können, doch individuelle Fehler in den Reihen der Gelb/Blauen ließen dies leider nicht zu. Bei einem gegnerischen Einwurf auf Höhe des eigenen Strafraums ist das versammelte Team in einer Tiefschlafphase, so dass der Ball ungehindert beim freistehenden Fischer landet, der wuchtig zum 1:0 vollendet (1:0, 41. Min.). Keine 3 Minuten später wird ein eigentlich harmloser Ball hinten nicht konsequent geklärt, Peter erobert die Kugel und wird regelwidrig zu Fall gebracht. Schiedsrichter Strübing zeigt richtigerweise auf den Punkt. Krause ist beim unplatziert geschossenen Elfmeter von Stübke zwar noch dran, der Ball trudelt aber trotzdem über die Linie (2:0, 45. Min.).
„In den 5 Minuten vor der Pause haben wir so ziemlich alles falsch gemacht“, ärgerte sich Seidel noch nach dem Abpfiff. „Mit einem 0:2-Rückstand wird es hier in Neubrandenburg natürlich schwer.“
Nichtsdestotrotz hatten sich seine Jungs einiges für den 2. Durchgang vorgenommen. Der starke Nennemann schickt Rehländer auf die Reise, doch der läuft mit dem Ball vielleicht einen Tick zu lange, so dass der Winkel zu spitz wird und sein Schuss nur am Außenpfosten landet. Nach einer feinen Kombination über Nennemann und Rehländer, steht Binnenböse auf einmal frei vor Keeper Holz, der mit einer starken Parade Traktors Anschlusstreffer verhindert. Doch auch Neubrandenburg hat durch Grapentin und Fischer hochkarätige Möglichkeiten die Führung auszubauen. In der 64. Minute gab es dann zum Entsetzen für alle Traktoristen erneut einen Elfmeterpfiff. Grapentin drängt in den Sechzehnmeterraum ein, Stefan Schmidt trifft zunächst den Ball und anschließend auch den Gegenspieler. Der Schiedsrichter hatte es jedoch anders gesehen – gelbe Karte für Schmidt und Elfmeter für Hanse. Wieder lautete das Duell Stübke gegen Krause, doch dieses Mal blieb Darguns Torwart Sieger und parierte den mittig geschossenen Ball stark mit dem Fuß.
Nur 2 Minuten später sollte es dann die Vorentscheidung geben, ohne das ein weiteres Tor gefallen war. Stefan Schmidt bringt in einem Zweikampf seinen Gegenspieler zu Fall, Schiri Strübing zeigt erneut Gelb. In der Summe ist das dann Gelb/Rot, so dass Darguns Innenverteidiger vorzeitig zum Duschen gehen kann. Für Hanse hieß das natürlich noch mehr Raum um mit den schnellen Spielern nach vorne zu drängen.
Doch Traktor steckte an diesem Tag zu keiner Sekunde auf und spielte weiter unbeirrt nach vorne. Neises Kopfball nach einer Ecke geht knapp drüber. Nennemanns Schuss aus der Drehung springt an den Pfosten, ein Binnenböseschuss wird abgefälscht und geht knapp vorbei. An Torgelegenheiten mangelte es am Sonntag nicht auf Darguner Seite, jedoch leider am Abschluss.
Hanse ließ die erste 100%ige zum 3:0 durch Grapentin noch liegen, die zweite Chance saß dann aber. Herrlich frei gespielt stand Neubrandenburgs Gurzki allein vor Krause und vollendete cool zum 3:0 (80. Min.).
Trotz des Rückstandes und trotz der Unterzahl, gab es an diesem Tag für Traktor Dargun kein Zurückstecken oder Aufgeben. Sie drängten weiter auf das gegnerische Tor. In der 85. Minute zappelte das Netz hinter Robert Holz dann endlich. Von Neise sehr gut angespielt, schließt Nennemann aus knapp 20m ab und überwindet den Neubrandenburger Torwart zum 3:1. In der 88. Minute hat Traktor dann sogar noch die Möglichkeit zum Anschluss, doch Binnenböse, Nennemann und wieder Binnenböse lassen die Dreifachchance ungenutzt, so dass es bei der 3:1 Niederlage bleibt.
„Sicherlich hätten wir hier gerne etwas mitgenommen. Doch wenn man 5-6 100%ige Tormöglichkeiten nicht nutzt, kann am Ende nichts Zählbares bei herausspringen. Wobei man natürlich ehrlicherweise zugeben muss, dass wir die gleiche Anzahl an klaren Chancen hinten auch zugelassen haben.
Trotz allem bin ich unglaublich stolz auf die Jungs. Trotz Rückstand und Unterzahl nie den Kopf hängen zu lassen und immer an sich zu glauben, ist nicht selbstverständlich und nötigt mir den höchsten Respekt ab“, so ein sichtlich bewegter Stephan Seidel nach dem Spiel.
Seine Amtszeit endet in 4 Wochen, einen Nachfolger hat der Verein bisher noch nicht präsentiert.
Traktor: Krause, Groth (70. Laubner) St. Schmidt, Koch, Werner, Nennemann, Neise, Grieger (70. Westphal), Bannier, Binnenböse, Rehländer