Sie fahren voll auf Traktor ab

Netty und Karsten Seidel verbindet nicht nur ihre gemeinsame Liebe. Seit 1984 sind sie glücklich verheiratet und gleichzeitig Experten wenn es um das runde Leder geht. Zwei Vereine stehen beim Ehepaar Seidel hoch im Kurs. Soweit es die Zeit zulässt, begleiten beide Traktor zusammen mit anderen Familienmitgliedern auch in Auswärtsspielen. Fans wie sie braucht jeder Verein.

Mehr als nur Fans: Familie Seidel mit Vater Karsten, Sohn Stephan und Mutter Netty (v.l.n.r.) im Traktor-Dress.

Frau und Herr Seidel,

ganz ehrlich, wie sehr haben sie am letzten Spieltag zwischen Traktor und Kicker JuS geschwitzt?

Karsten: An diesem Spieltag ging es um Sein oder Nichtsein in der Landesliga. Unser Verein sollte auf keinen Fall eine Liga tiefer rutschen. Logischerweise waren wir megaaufgeregt, feuerten unser Team an und gaben wie unserer Jungs alles, nur außerhalb des Feldes. Am Ende waren wir natürlich überglücklich auch im nächsten Jahr wieder Landesligafußball mit den Traktor-Jungs sehen zu können.

Wie kam es zur Liebe mit dem SVT?

Netty: Fußball gehörte ja sowieso schon immer zu unserem Familienleben. Als wir 1994 nach Dargun zogen, wurde unser Sohn selbstverständlich Fußballer beim SVT. Wir sind dann gemeinsam mit ihm in diesen Verein „hineingewachsen“, haben praktisch als fußballbegeisterte Eltern angefangen und uns zu überzeugten SVT-Fans entwickelt.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel erinnern, das müsste schon einige Jahre her sein?

Netty: An das definitiv erste Spiel kann ich mich nicht mehr erinnern. Frühe Erinnerungen sind aber auf jeden Fall die aufregenden Endspiele um die D-Jugend-Kreismeisterschaft gegen Altentreptow, das müsste in der Saison 95/96 gewesen sein.

Karsten: Das erste Foto in unserem Album ist vom 14:0 gegen den SV Demmin aus dem Jahr 1995.

Was war der schönste Moment als Fan?

Karsten: Zweifelsohne der Aufstieg in die Landesliga. Damals reichte nicht einfach ein Heimsieg gegen Rot-Weiß Wolgast, es musste auch eine, für ein Spiel einer Männermannschaft, unglaubliche Differenz von 14 Toren aufgeholt werden. Wir gewannen 11:0, der Aufstiegsmitkonkurrent verlor mit drei Toren Unterschied.  Das 11:0 fiel zwei Minuten vor dem Abpfiff durch einen Sonntagsschuss in den Winkel und unser SVT stieg  in die Landesliga auf. Wenn du mit Leidenschaft Fan dieser Mannschaft bist und diesen Krimi mitgemacht hast, hast du noch Wochen später ein Grinsen im Gesicht.

Netty: Als Fan des FC Hansa kommt man bei Fragen nach dem schönsten Fan-Moment natürlich nicht am legendären 3:2 – Sieg 1999 in Bochum vorbei. Mit kompletter Familie und Freunden haben wir vor Ort  mitgelitten, mitgezittert und mitgejubelt. Am Ende waren wir unglaublich glücklich und fix und fertig.

 

Frau Seidel, würden Sie sagen, dass Sie Traktor in den letzten Jahren schon einige Punkte gerettet haben, obwohl Sie „nur“ als Fan mitfiebern? (Weil Sie bei brenzligen Situationen die gegnerischen Spieler in Grund und Boden „schreist“).

Na ja, mein Mitfiebern ist schon sehr speziell und zeichnet sich durch lautes Schreien und ruheloses Umherlaufen aus. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich Punkte bringt. Der eine oder andere gegnerische Stürmer hat bei meinem traditionellen „Raaan da“ bestimmt schon verzogen, aber der eine oder andere Traktorist ist vielleicht auch irritiert.

Ihr Sohn Stephan spielt in der ersten Mannschaft. Holt er sich noch ein paar Tipps von Ihnen ein?

Karsten: Nein, nein, Stephan spielt seit 20 Jahren in diesem Verein und hat mit viel Herzblut Höhen und Tiefen miterlebt, da hat er genügend Erfahrungen gesammelt. Außerdem sind unsere potentiellen Hinweise meistens aus der Sicht  emotionaler Fans und nicht spieltaktischer Natur. Wir reden aber alle sehr gern und sehr viel über Fußball.

Ein paar Worte zu Hansa. Ihr beide seid Gründungsmitglieder eures Fanclubs „Hart am Wind“. Wie seht Ihr beide die Entwicklung der Hanseaten der letzten Jahre und wie wird die Zukunft aussehen?

Karsten und Netty: In der Zeit von 1991 bis ca. 2012 haben wir zehntausende Auswärtskilometer zurückgelegt, sehr viele neue Freunde gewonnen und den FC Hansa täglich gelebt. Leider werden derzeit kleinere Brötchen gebacken, aber die Hoffnung, wieder fester Bestandteil der 2. Liga werden zu können, ist immer noch da. Es wird ein sehr steiniger Weg, auf dem in Mannschaft, im Management und im Umfeld wirklich alles stimmen muss, um den FCH nochmal gegen die Großen der 1. und 2. Liga spielen zu sehen. Die Fans haben jedenfalls richtig Bock drauf.